Der Digitalisierungsbericht im Rahmen des BACID III-Projekts (Building Administrative Capacities in the Danube Region and Moldova) ist ein wichtiger Meilenstein, um die aktuellen Entwicklungen, Lücken aber auch fehlenden Ressourcen in den Ländern des Westbalkans und der Republik Moldau aufzuzeigen. Es ist der erste Bericht dieser Art und er soll den lokalen und zentralen Regierungen helfen, einen Überblick über die Digitalisierungsbemühungen in den jeweiligen Ländern zu bekommen.
‚Fit für die Zukunft‘ oder anders gesagt: Entwickeln, was die Gemeinde braucht
Im Bericht werden mehrere Bereiche hervorgehoben, die als Bausteine für eine Digitalisierung des öffentlichen Sektors bzw. der Verwaltung entscheidend sind. Dazu zählt die Einführung von umfassenden E-Government Diensten und der Bereitstellung von einer entsprechenden Infrastruktur im gesamten Land. Weiters müssen die Kompetenzen beim Personal aufgebaut werden, der Zugang zu öffentlichen Daten verbessert und der Cyber Security ein hoher Stellenwert eingeräumt werden.
Die digitale Transformation von Gemeinden und Städten findet nicht losgelöst von anderen Entwicklungen statt. Die Sustainable Development Goals der UN (SDGs) zeigen, dass alle Bereiche einer Gesellschaft miteinander verwoben sind. Datenbasierte Lösungen für Gemeinden und Städte helfen, die Bedürfnisse der Bürgerinnen und Bürger besser zu verstehen und spezifische digitale Dienstleistungen auf aktuelle Anforderungen zuzuschneiden.
Die digitale Transformation kann nur funktionieren, wenn sie gefördert wird und einer gesamthaften Strategie folgt. Laut einer Umfrage unseres Partners NALAS (Network of Associations of Local Authorities of South-East Europe) im Rahmen des Berichts gaben 60% der Teilnehmerinnen und Teilnehmer von Städte- und Gemeindeverbänden an, dass es bereits Strategien zur Förderung der digitalen Transformation gibt. Über 75% der sind an der Umsetzung dieser Strategien auf lokaler Ebene beteiligt. Es zeigt, dass Städte- und Gemeindeverbände eine wichtige Rolle bei der Umsetzung von Strategien zur digitalen Transformation auf lokaler Ebene spielen.
Was sind die wichtigsten Ergebnisse des Berichts?
- Die Potenziale der Digitalisierung werden nicht ausreichend ausgeschöpft. Je zersplitterter die kommunale Landschaft ist, desto mehr Koordination auf zentraler Ebene ist erforderlich.
- Digitalisierung und Nachhaltigkeit hat noch keinen hohen Stellenwert und es fehlt an ganzheitlichen landesweiten Strategien und Unterstützungen (z.B. Datenaustausch, elektronische Authentifizierung, umfassende E-Service-Integration, Abgleich von strategischen Dokumenten).
- Die organisatorische Verankerung von Nachhaltigkeit und Digitalisierung ist ein kritischer Erfolgsfaktor für eine positive Entwicklung.
- Fehlende Informationen über bestehende Fördermöglichkeiten behindern die Digitalisierung.
- Fehlende digitale Kompetenzen verringern die Geschwindigkeit der Umsetzung und erhöhen das Risiko von Cyberangriffen.
Was sind die Besonderheiten der Länder des Westbalkans und der Republik Moldau?
Auf Grundlage einer Umfrage durch unseren Partner NALAS (Network of Associations of Local Authorities of South-East Europe) werden je nach Land unterschiedliche Aspekte des Digitalisierungsprozesses als prioritär betrachtet. Für die meisten von ihnen ist die Verbesserung der Good Governance, z. B. Transparenz, Partizipation, Offenheit, Rechenschaftspflicht und Integrität, im Prozess der Digitalisierung am wichtigsten. Einige haben die Bedeutung innovativer Ansätze im Bereich des Krisenmanagements und zur Erkennung von Problemen der Infrastruktur betont.
Die Umfrage gab auch Aufschluss über Schwächen der Kommunalverwaltungen bei ihren Digitalisierungsbemühungen. Vor allem die personellen Ressourcen und die unzureichende digitale Infrastruktur führen dazu, dass die Bürgerinnen und Bürger diese Dienste nicht wirklich nutzen, da sie nicht oder nur unzureichend zur Verfügung stehen. Auch die langsamen Fortschritte bei der Ausweitung digitaler Dienste sind ein Problem. Andererseits gibt es laut der Umfrage auch Möglichkeiten, eine nachhaltige digitale Infrastruktur zu schaffen. Die Städte- und Gemeindeverbände haben betont, dass große Städte eine „Support“-Rolle einnehmen können, indem sie Plattformen hosten und kleineren Städten und Gemeinden diese Dienste anbieten. Darüber hinaus müssen die verschiedenen bestehenden Förderprogramme effizient genutzt werden, um schnellere Fortschritte zu erzielen. Um all dies zu erreichen, bedarf es finanzieller und personeller Ressourcen und auch rechtliche Rahmen, an denen es oft mangelt.
Im Bericht werden mehrere Bereiche aufgezeigt, auf die sich die jeweiligen Länder als Nächstes konzentrieren können.
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Verbesserung der digitalen Kompetenzen in den Städte- und Gemeindeverbänden sowie in den Kommunalverwaltungen.
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Aufbau digitaler Kompetenzen in den Kommunen in kurzer Zeit durch (Online-)Schulungen, um auf die (zukünftigen) Anforderungen am Arbeitsplatz vorbereitet zu sein.
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Bei den Entwicklungen von Digitalisierungsstrategien müssen die Städte- und Gemeindeverbände langfristig einbezogen werden.
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Die digitale Infrastruktur ist das Rückgrat für die Umsetzung digitaler Dienste. Außerdem müssen Synergien und Authentifizierungssysteme sowie gemeinsame Datenzentren, 5G-Netze und Smart-City-Konzepte entwickelt werden.
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Die Datennutzung muss erhöht, interoperable, lokale Datenplattformen geschaffen werden. Diese sind als zentrale Erfolgsfaktoren der Digitalisierung zu sehen.
Abschließend ist zu betonen, dass jede Kommune den Digitalisierungsprozess von ihrem aktuellen Entwicklungsstand aus betrachten muss. Es gibt keinen "One size fits all"-Ansatz. Nachhaltigkeit und Digitalisierung müssen Hand in Hand gehen, um eine bessere Zukunft für die Bürgerinnen und Bürger zu schaffen. Dies kann durch einen ganzheitlichen Ansatz auf lokaler Ebene erreicht werden. Schließlich müssen die Kommunen eine klare Strategie mit einem Zeitplan und einer strukturierten Vorgehensweise verfolgen. In Zukunft werden sich NALAS und das KDZ darauf konzentrieren, bewährte Praktiken in der Region noch stärker hervorzuheben, damit die Länder von Innovationen profitieren können, die bereits anderswo entwickelt wurden.
Für den Bericht war das Wissen des Digitalisierungsexperten Christian Rupp von entscheidender Bedeutung, der über jahrelange Erfahrung in der Digitalisierung der öffentlichen Verwaltung in ganz Europa und der Europäischen Union verfügt. In enger Zusammenarbeit mit der Digitalisierungsbeauftragten Jana Belcheva Andreevska von NALAS war es uns möglich, diesen ersten Bericht zu erstellen.