Österreich ist bekannt für seine reiche Kulturlandschaft, die von der Bundesebene bis hin zu lokalen Gemeinden unterstützt wird. Eine KDZ-Studie im Auftrag der Stadt Innsbruck bietet einen tiefen Einblick in die verschiedenen Finanzierungsströme und verdeutlicht die Rolle jeder Gebietskörperschaftsebene – Bund, Länder und Gemeinden – in der Finanzierung des Kulturbereichs.
Kulturausgaben nach Gebietskörperschaftsebenen
Die Studie analysierte die öffentlichen Nettoausgaben von Bund, Länder und Gemeinden des Jahres 2022. Neben laufenden Auszahlungen für Personal und Betriebskosten sind auch Transferströme und Investitionen enthalten. Diese Finanzdaten wurden nach empfangendem Bundesland und nach Kulturbereich aufgeschlüsselt.
Die Bundesförderungen für den Kulturbereich haben sich im Jahr 2022 auf 510 Mio. Euro belaufen. Der größte Teil – in etwa drei Viertel der Förderungen – ging 2022 an Einrichtungen mit überregionaler Bedeutung (v. a. Bundestheater und Bundesmuseen). Der zweithöchste Beitrag erging mit 58 Mio. Euro an Einrichtungen in Wien. Mit 18 Mio. Euro folgen Kultureinrichtungen im Land Salzburg. Zwar fördert der Bund auch Einzelpersonen und Projekte durch Stipendien, in Summe machen diese Direktförderungen nur einen geringfügigen Anteil von 10,6 Mio. Euro aus.
Werden die Zahlen je Einwohner*in und Bundesland gegenübergestellt, so erhalten die Länder Salzburg und Vorarlberg die höchsten Pro-Kopf-Förderungen. Dies liegt in den Salzburger und Bregenzer Festspielen begründet. Nach Kulturbereich betrachtet fließt der größte Teil der Bundeskulturförderungen mit 206 Mio. Euro in die Darstellende Kunst, allen voran zur Finanzierung der Bundestheater (Wiener Staatsoper, Burgtheater, Volksoper), gefolgt von den Bundesmuseen mit 123 Mio. Euro (Albertina, Kunst- und Naturhistorisches Museum etc.).
Die Länder spielen eine zentrale Rolle in der Kulturfinanzierung. Im Jahr 2022 betrugen die Nettoausgaben, gemeinsam mit Wien, 1 Mrd. Euro. Hierbei sind die Ausgaben für Musikschulen und Konservatorien ein bedeutender Kostenpunkt. Der Durchschnitt der Nettoausgaben für Musik über alle Bundesländer liegt bei 41 Euro pro Kopf. Der nächstgrößere Bereich ist die Darstellende Kunst mit 268 Mio. Euro, wobei es hier zwischen den Ländern zu größeren Schwankungen kommt, je nach Theaterangebot.
Ein Vergleich der Finanzgebarungen zwischen den Ländern zeigt auch die unterschiedlichen Strukturen im Kulturbereich. Länder wie Oberösterreich und Kärnten übernehmen einen großen Teil der Kulturausgaben direkt über ihre Budgets (z.B. direkt angestelltes Personal für Kulturbetriebe), während andere, wie Wien, verstärkt auf Transferzahlungen an ausgegliederte Unternehmen setzen, die den Kulturbetrieb operativ übernehmen. Die Kulturausgaben im Verhältnis zur Finanzkraft (Einnahmen aus Ertragsanteilen und eigenen Steuern) bewegen sich zwischen 2 Prozent im Burgenland und 5 Prozent in Oberösterreich.
Auf Gemeindeebene steht die Musik ebenfalls im Vordergrund, mit hohen Nettoausgaben für den Betrieb und Erhalt der Musikschulen. Aber auch die Heimatpflege (z.B. Altstadterhaltung oder Heimatmuseen) und Darstellende Kunst stellen wesentliche Bereiche dar. Im Bundesländervergleich nach Pro-Kopf-Werten haben Salzburger und Tiroler Gemeinden mit rund 100 Euro pro Kopf die höchsten Werte für Kultur. Die niedrigsten Werte weisen Gemeinden aus dem Burgenland und Kärnten mit rund 40 Euro pro Kopf aus. In Relation zur Finanzkraft bewegen sich die Nettoausgaben zwischen 2 Prozent (Kärnten) und 5 Prozent (Salzburg, Steiermark, Tirol und Vorarlberg).
Gesamtbetrachtung der öffentlichen Kulturausgaben
Die Gesamtsumme der öffentlichen Kulturausgaben in Österreich beläuft sich auf rund 2,1 Milliarden Euro im Jahr 2022. Diese Summe verteilt sich auf die drei Gebietskörperschaftsebenen wie folgt: etwa ein Drittel entfällt auf die Länderbudgets (ohne Wien), der Bund und die Gemeinden tragen jeweils ein Viertel, und Wien (Gemeinde und Land) trägt 18 Prozent der gesamten österreichischen Kulturausgaben.
Ein Vergleich der Pro-Kopf-Ausgaben zeigt, dass Kulturinstitutionen in Wien, Salzburg und Vorarlberg die höchsten Abgeltungen erhalten, was auf die Konzentration bedeutender Kulturinstitutionen in diesen Regionen zurückzuführen ist. Das sind unter anderem die Festspiele sowie Theaterinstitutionen.
Schlussfolgerungen
Die Studie präsentiert uns ein umfassendes Bild der österreichischen Kulturausgaben und zeigt auch die strukturellen Unterschiede zwischen den Bundesländern auf. Bundesländer mit einem reichen kulturellen Erbe – allen voran die Festspiele, Theaterinstitutionen und Museen mit einzigartigen Sammlungen – weisen natürlich die höchsten Kulturausgaben auf. Die Kosten für den Erhalt von Kulturinstitutionen, die aufgrund der Geschichte der Republik einen erweiterten Wirkungsbereich haben, übernimmt der Bund. Historisch begründet befinden sich diese Institutionen vorwiegend in der Bundeshauptstadt Wien. Die hohen Ausgaben spiegeln sich zudem in Leistungskennzahlen wider, da die geförderten oder öffentlich betriebenen Institutionen mit Abstand die höchsten Besucherzahlen verzeichnen. Der Musikbereich inkl. der nicht-akademischen Musikausbildung liegt im Kompetenzbereich der Länder und Gemeinden und weist am Ende die höchsten Nettoausgaben mit 564 Mio. aus. Knapp dahinter sind die Nettoausgaben für die Darstellende Kunst mit 536 Mio. Euro. In sechs Bundesländern beträgt der Anteil der Darstellenden Kunst an den gesamten Kulturausgaben je Bundesland im Durchschnitt 20 Prozent.
In absoluten Zahlen tragen die Landesbudgets den größten Teil der Kulturausgaben (zwischen 2 und 4 Prozent der Finanzkraft). Die Gemeinden wenden hier zum Teil einen höheren Anteil ihrer Finanzkraft auf (in vier Bundesländern über 5 Prozent). Beim Bund sind es knapp unter 1 Prozent.