Der Österreichische Städtebund hat heute, Montag, 17. April 2023 gemeinsam mit dem KDZ - Zentrum für Verwaltungsforschung die Publikation „Österreichs Städte in Zahlen“ präsentiert. Neben den statistischen Grundlagen liefert die Publikation erstmals Österreichkarten zu Grundstückspreisen und Klimadaten. Die Darstellung der Finanzen erfolgt nunmehr in der Systematik der VRV 2015 und dem Kapitel Politik und Verwaltung wurden Kennzahlen zu Zahl und Struktur von Führungskräften, dem Durchschnittsalter der Belegschaft und der Lehrlingsausbildung in Städten hinzugefügt. Neu sind ebenso klimapolitische Maßnahmen und Strategien der Städte inklusive Klimakarten.
Österreichs Städte wachsen: Jung, weiblich und urban
Die Bevölkerung Österreichs wächst und überschritt im Jahr 2022 die „Neun-Millionen-Einwohner*innen- Marke“. Allerdings gibt es markante regionale Unterschiede zwischen den stark wachsenden städtischen Regionen und den teilweise schrumpfenden bzw. stagnierenden ländlichen Gebieten. Speziell für junge Frauen sind Städte als Ausbildungsstandorte, hochqualifizierte Arbeitsmärkte sowie als Zentren sozialer, kultureller und geschlechterspezifischer Diversität attraktiv. Auch progressivere Strukturen, gesellschaftliche Diversität und stärker entstigmatisierte Geschlechterrollen – z. B. bei Berufswahl und Kindererziehung – spielen eine Rolle, da sich hier mehr Möglichkeiten zur persönlichen und beruflichen Entfaltung in einem gleichberechtigteren Umfeld bieten.
Städte-Personal wird immer älter
In den 75 größten Städten und Gemeinden Österreichs beträgt das Durchschnittsalter der Beschäftigten etwa 45 Jahre. Die weiblichen Beschäftigten sind mit durchschnittlich 44,5 Jahren etwas jünger als die männlichen Kollegen mit einem Durchschnittsalter von 46,5 Jahren. Allerdings ist die Altersstruktur bei den Frauen breiter gefächert als bei den Männern. Das Durchschnittsalter der Frauen variiert zwischen 40 und 51 Jahren, während das der Männer nur zwischen 42 und 50 Jahren liegt. Obwohl die operativen Bereiche der kommunalen Verwaltungen stark von Frauen besetzt sind, sind Frauen auf Führungsebene unterrepräsentiert.
Hohe Grundstückspreise in Städten
In vielen Regionen Österreichs haben sich die Preise für Baugrundstücke in den letzten Jahren auf einem Rekordniveau stabilisiert und sind weiter gestiegen. Allerdings unterscheidet sich die Preisdynamik je nach Region erheblich. Im Jahr 2021 betrug der österreichweite Durchschnittspreis für Baugrundstücke 84 Euro/m², während in bekannten Wintersportgebieten im Westen Österreichs die Preise weit über 1.700 Euro/m² lagen. Spitzenpositionen belegten auch die Landeshauptstädte Salzburg und Innsbruck sowie zentrale Bezirke in Wien. Im nördlichen Wald- und Weinviertel, den östlichen Grenzregionen des Burgenlands und der Oststeiermark gab es hingegen unterdurchschnittliche Preisentwicklungen.
Klimawandel als Chance
Nach Angaben der Vereinten Nationen werden bis 2050 70% der Weltbevölkerung in städtischen Gebieten leben. Städte sind wichtig für Innovation und die Schaffung von Wohlstand, können aber auch nachteilige Auswirkungen auf die Gesundheit des Menschen, wie beispielsweise steigende Temperaturen oder sogenannte Hitzeinseln, haben. Der Klimawandel verschärft diese Belastungen noch weiter. 2021 lag die Jahresdurchschnittstemperatur österreichweit bei 7,3 °C. Vor allem in den östlichen Bundesländern lag der Jahresdurchschnitt mit 9 bis 11 °C deutlich über dem Mittel für ganz Österreich. Im Rückblick zeigen die Berechnungen der ZAMG, dass das Jahr 2021 österreichweit im Vergleich zum Bezugszeitraum 1961–1990 um 1,2 °C wärmer war. Damit einher gehen auch vermehrte Hitzepole, die insbesondere den Osten Österreichs stark treffen.
Gamechanger Öffentlicher Verkehr
Um die Klimaziele zu erreichen, dürfen bis 2040 nur mehr 42 Prozent statt aktuell 60 Prozent der Strecken mit dem Auto zurückgelegt werden. Insbesondere in Städten liegt hier ein großes Potenzial. Allerdings stehen Städte vor Herausforderungen wie steigenden Fahrgastzahlen, mangelnder Unterstützung durch den Bund bei Infrastrukturmaßnahmen, gesetzlichen Vorgaben zur Umstellung auf emissionsfreie Busse sowie Mindereinnahmen durch das Klimaticket und dem Druck von zu niedrigen Ticketpreisen. Um die Klimaziele zu erreichen, sind daher massive Investitionen in den Ausbau der Kapazitäten, die Umstellung auf emissionsfreie Busse und den Ausbau der Fahrradinfrastruktur erforderlich. Die Finanzierung des öffentlichen Verkehrs wird derzeit jedoch fast ausschließlich von den Städten getragen, es fehlen formale Fördertöpfe und eine ausreichende Finanzierung durch den Bund.
Offene Daten
Mit der Publikation „Österreichs Städte in Zahlen“ wird die Vielfalt und die Leistungsbreite der österreichischen Städte sichtbar. Dafür wurden die Daten einerseits durch die Statistik Austria geliefert und andererseits durch eine umfassende Umfrage unter den 75 größten Städten erhoben. Beim Zusammentragen von Informationen über die Städte hat sich einmal mehr gezeigt, wie aufwändig es ist und bleibt, verlässliche und vergleichbare Daten zu den Städten bereitzustellen. Offene und frei verfügbare Daten würden die Arbeit enorm erleichtern und wären die beste Grundlage, um die Veränderungsdynamik der Städte und Gemeinden bei Planungsfragen zu berücksichtigen. Die wissenschaftliche Aufbereitung erfolgte durch das KDZ – Zentrum für Verwaltungsforschung.