
Spätestens seit die Österreichische Raumordnungskonferenz (ÖROK) mit ihrer Studie Räumliche Entwicklungen in Österreichischen Stadtregionen1 das Thema Stadtregionen in die öffentliche Diskussion eingebracht hat, wird darüber nachgedacht, wie die Idee der Stadtregionen erfolgreich umgesetzt werden könnte.
Im Jahr 2010 wurden die Stadtregionen in einer Arbeitsgruppe auf dem Österreichischen Städtetag ausführlich diskutiert und Entwicklungspfade aufgezeigt. Als zentrale Erkenntnisse wurden das Überdenken der ersten Strukturvorschläge hin zu einem differenzierteren System der Stadtregionen und die Schaffung einer österreichischen Agglomerationspolitik formuliert.
Im ÖREK 20112 wird den Stadtregionen erstmals ein eigenes Kapitel bzw. eine eigene Entwicklungssäule gewidmet, im Rahmen derer die Agglomerationspolitik ein weiteres Mal als Notwendigkeit bestätigt wird. Unter dem Titel „Entwicklung einer österreichweiten Agglomerationspolitik“ werden folgende Handlungsfelder definiert3:
Obwohl es bei Stadtregionen im Kern um die Zusammenarbeit der Gemeinden geht, ist das Thema Stadtregionen mehr als eine erweiterte Diskussion der Gemeindekooperation, zumal letztere auch ohne Stadtregion möglich ist und bereits von allen Bundesländern gefördert wird. In der Diskussion zu den Stadtregionen geht es primär um die Etablierung einer eigenständigen, für Österreichs wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung besonders relevante, Raumeinheit. Dementsprechend reicht es nicht aus, allein auf eine Verbesserung der in einer Stadtregion ablaufenden Planungs- und Entscheidungsprozesse zu setzen, sondern generell Stadtregionen im Gesamtsystem österreichischer Politik zu installieren. Konkret würde das bedeuten, dass es künftig nicht nur die Kategorie ländlicher Raum, sondern eben auch die der Stadtregionen gibt und die verschiedenen Sektoralpolitiken auch mit Blick auf die Sicherung und Entwicklung der Stadtregionen ausgerichtet werden.
Die Schweiz betreibt seit über 10 Jahren eine dezidierte Agglomerationspolitik (in Ergänzung zur ausgleichenden Raumordnungspolitik insbesondere für den ländlichen Raum).
Diese basiert auf der fortlaufenden Ausschreibung von Modellvorhaben in Agglomerationen der Schweiz, für die ein eigenes Bundesbudget geschaffen wurde. Die Auswahl der Modellvorhaben basiert dabei auf strengen Kriterien.
2011 wurde die Agglomerationspolitik positiv evaluiert und soll im Wesentlichen in der bisherigen Form weitergeführt werden. Die externe Evaluierung streicht besonders die verbesserte Zusammenarbeit in den Agglomerationen und zwischen Bund, Kantonen, Städten und Gemeinden hervor. Auf allen drei Ebenen, so die Studie, genieße die Agglomerationspolitik eine hohe Akzeptanz und die Agglomerationsprogramme und der Infrastrukturfonds habe wesentlich zu einer besseren Abstimmung der Verkehrs- und Siedlungsentwicklung aufeinander beigetragen. Kritisiert wird in diesem Zusammenhang allerdings die starke Fokussierung auf das Thema „Siedlung und Verkehr“. Trotz der attestierten verbesserten Zusammenarbeit zwischen Bund, Kantonen, Städten und Gemeinden müsse diese weiterhin und sukzessive gestärkt werden. Demgemäß wird empfohlen, die Agglomerationspolitik gesetzlich zu verankern sowie thematisch einen breiteren Ansatz zu wählen. Auch das Bundesamt für Raumentwicklung (ARE) und das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) plädieren in ihrem „Bericht zur Evaluation und Weiterentwicklung der Agglomerationspolitik des Bundes“ dafür.5
Von Seiten des Österreichischen Städtebundes (ÖStB) wurde im Herbst 2011 eine Umfrage zu der im ÖREK vorgeschlagenen „Kooperationsplattform Stadtregionen“ durchgeführt. Dabei wurde insbesondere deutlich, dass ein verstärkter institutionalisierter Erfahrungsaustausch (Netzwerk) zwischen den Städten zu grundsätzlichen Fragen einer stadtregionalen Politik gewünscht ist – aktuell findet ein dementsprechender Austausch vorrangig mit ausländischen Städten statt – und eine erste Hauptaufgabe dieser Plattform darin bestehen könnte, finanzielle Anreizsysteme zur Förderung stadtregionalen Denkens und Handelns zu erarbeiten.
Damit wird deutlich, dass die Idee der Kooperationsplattform als qualifizierte Dialogplattform, auf der PolitikerInnen und FachexpertInnen aus Städten, Gemeinden, Wissenschaft und Verbänden Entwicklungskonzepte für eine stadtregionale Politik in Österreich erarbeiten, wesentlich zur Stärkung des stadtregionalen Ansatzes und zu dessen Etablierung im Rahmen einer bundesweiten Agglomerationspolitik beitragen kann.