
Während in Deutschland an die hundert BürgerInnenhaushalte bekannt sind, ist dieses Instrument in Österreich verwaist. Die Open Government und Open Government Data-Initiativen könnten jedoch als Einstieg in umfassendere BürgerInnenbeteiligung genutzt werden. Im Folgenden soll dies anhand konkreter Beispiele von BürgerInnenbeteiligung und Open Government (Data)1 veranschaulichet werden.
![]() |
Quelle: KDZ: eigene Darstellung, 20112 |
Der Zusammenhang zwischen Open Government und BürgerInnenbeteiligung ist auf den ersten Blick nicht ersichtlich. Open Government fordert die Öffnung von Regierung und Verwaltung gegenüber den BürgerInnen und der Wirtschaft. Im Verständnis eines modernen Public Managements bedeutet dies die Erhöhung der Transparenz, den Ausbau von BürgerInnenbeteiligung und die Stärkung der Verantwortlichkeit des öffentlichen Sektors für das Gemeinwohl und die KundInnen. Das KDZ Vorgehensmodell für Open Government macht den Zusammenhang deutlich: Erhöhte Transparenz schafft die Grundlagen für Partizipation, indem BürgerInnen und Interessengruppen die notwendigen Informationen für den Diskurs zur Verfügung gestellt werden. Eventuell wird durch die Datentransparenz auch erst das Problembewusstsein geschaffen, welches die BürgerInnen zur Beteiligung animiert.
Open Government Data (OGD) schafft demnach die Grundlagen für zukünftige BürgerInnenbeteiligung. OGD bedeutet, dass öffentliche Stellen, welche im Rahmen ihres öffentlichen Auftrages Daten und Informationen erfassen, erstellen, reproduzieren und verbreiten, diese möglichst frei zugänglich machen. Diese freie Verfügbarkeit von Daten ist ein wichtiger Schritt zu mehr Transparenz, stärkt das Vertrauen in Verwaltungshandeln und ermöglicht die Beteiligung auf hohem Informationsniveau. Veröffentlichte Daten -bilden die Grundlage dafür, dass BürgerInnen, Unternehmen und Interessengruppen die Arbeit von Politik und Verwaltung wahrnehmen und nutzen können. Dies ist wiederum Grundlage dafür, dass sich diese Gruppen in die Planungs- oder Entscheidungsprozesse einbringen und besser über diese befinden können.
Die Schaffung von Transparenz durch Open Government Data bietet aber nicht nur die Grundlage für BürgerInnenbeteiligung. Sie ist auch als Hebel zur Wirtschaftsentwicklung gedacht: privaten Unternehmen wird die Möglichkeit geboten, mit den frei verfügbaren Daten neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Hierfür sind innovative Ansätze gefragt, welche in Wien und Linz bereits zu ersten Anwendungen geführt haben.3
Die Mach mit!-App wurde für Smartphones entwickelt und ermöglicht BürgerInnen Mängel oder Beschwerden an die Gemeinde zu melden. Für Wien wird das Kartenmaterial der Stadt Wien über die Stadtplan Schnittstelle (data.wien.gv.at) angeboten. Die Hinweise werden von der App direkt an die Wiener Stadtverwaltung übermittelt.
Der Wiener Datensatz „Öffentliche WC-Anlagen – Standorte“ wird von dieser Web-Anwendung verwendet. Über ein Smartphone können die nächstgelegenen Toiletten angezeigt werden. Die Standorte können auch nach Kategorien gefiltert werden.
Diese Web-Applikation basiert auf Standortdaten aus der Kategorie Umwelt des Datenkatalogs der Stadt Wien. Für den jeweiligen Abfalltyp werden die nächsten Entsorgungsstandorte (z.B. Altstoff-, Problemstoffsammelstellen, Mistplätze etc.) angezeigt. Weitere Informationen zur Mülltrennung sowie die Öffnungszeiten der Sammelstellen können eingeblendet werden.
Die Kurzparkzonen in Wien werden in einer iPhone-App auf einer Karte angezeigt. Hierfür werden die Daten aus dem Wiener Datensatz Kurzparkzonen genutzt. Weitere Informationen, wie der aktuelle Standort sowie Informationen zur Parkdauer im Bezirk, werden angezeigt.
Lilli ist ein Routenplaner, der die aktuellen Fahrpläne sowie Abfahrtszeiten der Linzer AG Linien umfasst. Lilli ermöglicht Routenberechnungen und stellt diese auf Karten dar.
Erste Ansätze von so genannten Visualisierungen wurden zum Beispiel mit dem Budget von Wien und den Wohnungsdaten von Linz erprobt. Auf Basis offener Datensätze wird bereits die Finanzgebarung der Stadt Wien im Jahresvergleich 2006-2009 dargestellt. Für die Stadt Linz werden die ersten Visualisierungen für Wohnungsdaten angeboten. Hierfür werden Datensätze der Stadt Linz zur Anzahl der Mietwohnungen, der Genossenschaftswohnungen, der Eigentumswohnungen, der HauseigentümerInnen aufgeschlüsselt nach statistischen Bezirken genutzt.
![]() |
Quelle: http://data.wien.gv.at/apps/finanzgebarung.html |
![]() |
Quelle: http://www.datamaps.eu/2011/10/03/linz-open-data-visualisiert/ |
Ein Projekt der BürgerInnenbeteiligung, welches nicht auf Open Government Data beruht, soll abschließend vorgestellt werden. Zum einen, weil es mit einem Best Practice-Zertifikat beim EPSA 2011 Award ausgezeichnet wurde, zum anderen, weil es die Grundsätze der Transparenz und Beteiligung von Open Government widerspiegelt und inhaltlich von anderen genutzt werden kann.
![]() |
Quelle: http://www.forschungsstrategie.at/de/node/695 |
Der Rat für Forschung und Technologieentwicklung hat im Zuge der Ausarbeitung seiner Strategie 2020 den Entwurf für die Strategie auf einer Webplattform zur Diskussion gestellt. An diesem Diskurs haben sich über 400 Personen beteiligt und Anpassungen erwirkt. Mehrere Faktoren haben dem Beteiligungsprozess zum Erfolg verholfen:
Alle Beispiele zeigen die Möglichkeiten und Relevanz von Bürgerbeteiligung und damit zusammenhängend der Schaffung von Transparenz durch Open Government Data.