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Neu auf www.offenerhaushalt.at: Benchmarking für Gemeinden

In Zeiten angespannter Budgets und steigender Anforderungen an Transparenz und Effizienz wird es für Städte und Gemeinden immer wichtiger, ihre finanziellen Ressourcen möglichst effektiv einzusetzen und gezielt zu steuern. Ein neues Benchmarking-Tool, das wir gemeinsam mit unseren Projektpartnern auf der Plattform www.offenerhaushalt.at umgesetzt haben, eröffnet dafür neue Möglichkeiten. Ab sofort können Städte und Gemeinden unter bestimmten Voraussetzungen ihre Haushaltsdaten strukturiert mit jenen vergleichbarer Gemeinden analysieren – datengestützt, visuell aufbereitet und anonymisiert. 

Was kann das neue Benchmarking-Tool?

Das Tool ermöglicht den Städten und Gemeinden, ihre Ein- und Auszahlungen aus dem Finanzierungshaushalt systematisch zu analysieren. Die Daten werden in Euro pro Kopf dargestellt und jeweils dem Minimum, Median und Maximum einer nach regionalen Merkmalen und der Gemeindegröße definierbaren Referenzgruppe gegenübergestellt. Jede einzelne Zeile des Finanzierungshaushalts – etwa „Auszahlungen für Personalaufwand“ oder „Einzahlungen aus Gebühren“ – kann bis zur Kontenebene (z. B. „Konto 510 – Geldbezüge der Vertragsbediensteten der Verwaltung“) aufgeklappt und im Vergleich zur Referenzgruppe betrachtet werden.

Screenshot Benchmarking-Tool
Screenshot Benchmarking-Tool

Wichtig bei der Nutzung des Benchmarkings ist eine möglichst ähnliche Referenzgruppe zu wählen, da unterschiedliche Aufgabenprofile, Organisationsstrukturen und Buchungspraxen die Vergleichbarkeit der Gemeinde-Haushaltsdaten beeinflussen können.[1]

Was ist bei der Anwendung zu beachten? 

Um das Benchmarking nutzen zu können, muss eine Gemeinde ihre GHD-Daten hochladen und die Gemeinde für den öffentlichen Bereich freischalten. Außerdem muss die Gemeinde mit ihren Admin-Zugangsdaten auf www.offenerhaushalt.at eingeloggt sein. Anschließend steht auf der Startseite im Gemeindebereich das Benchmarking bei den „Speziellen Darstellungen“ zur Verfügung.

Die Navigation zum neuen Tool
Die Navigation zum neuen Tool

Die Referenzgruppe für das Benchmarking kann nach folgenden Kriterien zusammengestellt werden:

  • Regionale Auswahl: gesamt Österreich (ohne Wien), Bundesland oder Bezirk
  • Einwohnerklasse: Es stehen 8 Klassen zur Auswahl (z.B. 501–1.000 EW oder 10.001–20.000 EW bis über 50.00 EinwohnerInnen ohne Wien)
  • Jahr des Rechnungsabschlusses: Es sind die Jahre ab 2020 verfügbar und auswählbar, so fern von der eigenen Gemeinde die entsprechenden GHD-Daten hochgeladen und freigeschalten wurden.
  • Spezifischer Aufgabenbereich: Gesamthaushalt, Gruppen, Abschnitte oder Unterabschnitte gemäß der Gliederung der VRV 2015

Die Referenzwerte stammen ausschließlich aus den von Gemeinden hochgeladenen und freigeschalteten Daten. Das Benchmarking erfolgt anonym, d.h. es ist für die Anwenderin bzw. den Anwender nicht ersichtlich, von welcher Gemeinde die Referenzwerte stammen. 
Nullwerte und nicht verbuchte Positionen werden nicht berücksichtigt, das heißt, es sind in der Berechnung nur diejenigen Gemeinden enthalten, welche auch Einzahlungen oder Auszahlungen in den jeweiligen Positionen verbucht haben. Folglich ist bei der Interpretation der Ergebnisse immer auch die in der Tabelle angegebene "Anzahl" der in der Referenzgruppe berücksichtigten Gemeindewerte zu bedenken.

Wie kann das Tool genutzt werden? - Mehrwert für Städte und Gemeinden

Für Städte und Gemeinden bietet das Tool entscheidende Vorteile:

  • Positionierung: Wo liegt meine Gemeinde im Vergleich zu ähnlichen Gemeinden?
  • Zielgerichtete Steuerung: Welche Ausgabenbereiche zeigen auffällige Abweichungen vom Medianwert der Referenzgruppe, wo sind möglicherweise Optimierungspotentiale vorhanden? Auch im Rahmen eines mehrjährigen Monitorings und zur Wirkungskontrolle kann das Tool genutzt werden.
  • Evidenzbasierte Analyse und Planung: Die Daten können als Grundlage für fundierte Entscheidungen dienen.
  • Transparenz und Kommunikation: Die Ergebnisse können intern zur Argumentation und auch politischen Entscheidungsfindung oder extern für Dialoge mit Bürger*innen genutzt werden.

Ein Beispiel: Eine Gemeinde stellt fest, dass ihre Sachausgaben im Bereich Kindergärten deutlich über dem Median vergleichbarer Gemeinden liegen, jedoch die Investitionen deutlich darunter. Dies kann ein Anlass sein, Prozesse zu überprüfen und strategische Investitionen zur langfristigen Kostenreduktion und Effizienzsteigerung einzuleiten.

Fazit: Ein Tool für mehr Steuerung und Überblick

Das Benchmarking-Tool ist mehr als eine Vergleichsanalyse – es ist ein strategisches Werkzeug für moderne Haushaltsführung. Gerade in Zeiten knapper Mittel und wachsender Anforderungen kann es Gemeinden helfen, zielgerichtet zu planen, fundierte Entscheidungen zu treffen und den Austausch mit anderen Gemeinden datenbasiert zu gestalten. Mit jeder weiteren Gemeinde auf www.offenerhaushalt.at steigt auch die Qualität des Benchmarkings. Daher helfen Sie bitte mit und nutzen Sie die vielfältigen Optionen für Ihre Stadt und Gemeinde.

Zugangsdaten anfordern

Die Nutzung von www.offenerhaushalt.at ist für alle Gemeinden und Gemeindeverbände kostenlos.

Falls Sie die Admin-Zugangsdaten für Ihre Gemeinde zur Freischaltung, zum Hochladen von Voranschlägen oder Rechnungsabschlüssen bzw. zur Nutzung des Benchmarkings benötigen, senden Sie uns bitte ein E-Mail an offenerhaushalt@kdz.or.at.

Falls Ihr Gemeindeverband noch nicht auf der Plattform freigeschalten ist: Klicken Sie auf die Startseite von www.offenerhaushalt.at neben der Bubble Map auf „Jetzt anfordern“ – wir senden Ihnen die Zugangsdaten für Ihren Gemeindeverband gerne zu.

Sollten Sie weitere Fragen oder Anregungen zur Plattform haben, schreiben Sie uns gerne unter offenerhaushalt@kdz.or.at. Wir freuen uns über Ihr Feedback zur Plattform!
 

[1] Beispielhaft zu nennen sind hier insbesondere die Erfüllung von Aufgaben in ausgelagerten bzw. außerbudgetären Organisationen, die Abgrenzung von laufenden und investiven Auszahlungen sowie Unterschiede in der Zuordnung von Transferzahlungen.

Milluks Kerstin
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Amtsleiterin Petra Holl | Oberalm
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Mag. Thomas Wolfsberger | Finanzdirektor der Stadt St. Pölten
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