Europäische Governance und Städtepolitik | Blog

SDG-Budgeting: Städte tauschen Erfahrungen in Brüssel aus

Ende Juni versammelten sich alle Projektpartner des EU-finanzierten TSI Projekts Sustainability for Local Public Finances (SLPF) zu einem intensiven zwei-tägigen Workshop in Brüssel – dem politischen Zentrum Europas. Eingeladen von der Europäischen Kommission (SG REFORM) kam das Projektteam aus ganz Europa zusammen, um sich der zentralen Frage zu widmen: Wie können die SDGs in die Haushaltsplanung auf lokaler Ebene konkret umgesetzt werden?

Die vier Städte Amsterdam, Barcelona, Bordeaux und Hamburg – repräsentiert durch ihre Chief Financial Officers (CFOs) sowie jeweils eine wissenschaftliche Expertin bzw. einen Experten – setzten sich gemeinsam mit Vertreter*innen der Europäischen Kommission, dem KDZ, I4CE und Expertise France intensiv mit der zentralen Frage auseinander, wie sich die SDGs systematisch und wirkungsvoll in die lokalen öffentlichen Finanzen integrieren lassen.

Status Quo und lokale Ausgangslagen

Den Auftakt machten die Präsentationen der vier lokalen Expertinnen und Experten der Städte zur jeweiligen Status-Quo-Analyse, mit anschließender Diskussion im Plenum. Diese Analysen hatten die lokalen Teams im Vorfeld des Workshops erarbeitet und gaben einen detaillierten Überblick darüber, welche politischen, rechtlichen und institutionellen Rahmenbedingungen in den einzelnen Städten bereits bestehen.

Highlights: 

  • Barcelona ordnet seine Haushaltsausgaben gezielt den jeweiligen SDGs zu und wendet damit einen SDG‑Budget-Tagging-Ansatz an. Im Haushaltsjahr 2024 wurden 100 % der Ausgaben einzelnen SDGs zugewiesen.
  • Amsterdam verwendet unter anderem Ansätze des CO₂-Budgeting, bei denen der Ausstoß von Treibhausgasen als steuerungsrelevante Größe in die Haushaltsplanung integriert wird. Zusätzlich wird der sogenannte “Goaltree” verwendet. Dieser ermöglicht eine nachvollziehbare Zuordnung von Geldflüssen zu messbaren Zielen.
  • Hamburg verfolgt ein strategisches Steuerungsmodell, das zielbezogene Budgetierung, einen leistungsorientierten Produkthaushalt sowie eine integrierte Fach- und Ressourcenverantwortung umfasst.
  • Bordeaux ist die einzige Stadt im SLPF-Projekt, in der Green Budgeting durch rechtliche Vorgaben verankert ist. Diese regulatorische Einbettung ermöglicht eine formale Verknüpfung zwischen nachhaltigen Zielsetzungen und der Haushaltsführung.

Verschiedene Wege, ein gemeinsames Ziel

So unterschiedlich die institutionellen Ausgangslagen auch sind, eines verbindet alle vier Städte: das gemeinsame Ziel, eine praxistaugliche und übertragbare Methodologie für SDG Budgeting zu entwickeln. Diese Methodologie soll nicht nur auf die spezifischen Kontexte der Projektstädte zugeschnitten sein, sondern so flexibel gestaltet werden, dass sie auch für andere Städte in Europa und darüber hinaus anwendbar ist – unabhängig von ihrer Verwaltungsstruktur, Finanzverfassung oder politischen Prioritätensetzung.

Gemeinsames Denken für gemeinsame Lösungen

Die Arbeitsgruppen identifizierten dabei verschiedene zentrale Elemente, die für einen wirksamen SDG-Budgetierungsansatz berücksichtigt werden sollten – unter anderem:

  • die Auswahl relevanter SDGs, die für die jeweilige Stadt Priorität haben,
  • die Entwicklung geeigneter Indikatoren zur Wirkungsbewertung,
  • die systematische Verknüpfung von Aktivitäten und Programmen mit SDG-Zielen,

sowie die Einbettung in bestehende Haushaltsstrukturen. Im Workshop haben wir gemeinsam herausgearbeitet, dass sich die Integration der Nachhaltigkeitsziele (SDGs) in den Haushaltsprozess entlang eines zyklischen Budgetmodells orientieren sollte.

Dabei wurden für jede Phase des Kreislaufs spezifische Instrumente identifiziert: von der SDG-basierten Projektbewertung in der Planungsphase über den SDG-Check einzelner Budgetkapitel bis hin zur systematischen Kennzeichnung (SDG-Budget Tagging) von Ausgaben nach SDGs. Zudem wurde betont, wie wichtig es ist, Ziele und Indikatoren mit finanziellen Kennzahlen zu verknüpfen, um die Wirkung öffentlicher Mittel auf Nachhaltigkeitsziele messbar zu machen. Auf diese Weise entsteht ein Haushalt, der nicht nur der finanziellen Steuerung dient, sondern gezielt auf nachhaltige Wirkung ausgerichtet ist.

Budgetzyklus
Budgetzyklus

Nächste Schritte

Der Workshop in Brüssel markierte einen wichtigen Meilenstein im Projektverlauf. In intensiven Diskussionen wurden nicht nur bereits bestehende Ansätze reflektiert, sondern auch erste Ideen für ein gemeinsames methodisches Rahmenwerk formuliert. Ziel ist es, bis Projektende eine praxisorientierte Methodik, inklusive eines Sets an SDG-Indikatoren zu entwickeln, die Städte dabei unterstützt, ihre Haushalte systematisch an Nachhaltigkeitszielen auszurichten.

Denn eines ist klar: Nachhaltigkeit beginnt vor Ort – und nachhaltige Finanzen sind ein Schlüssel zur Umsetzung der Agenda 2030. Der Austausch in Brüssel hat einmal mehr gezeigt, wie wertvoll europäische Kooperation und gemeinsames Lernen für diesen Transformationsprozess sind.

Wenn auch Sie sich mit der Frage beschäftigen, wie Nachhaltigkeit systematisch in lokale Haushalte integriert werden kann, laden wir Sie ein, diesen Prozess mitzugestalten.

Milluks Kerstin
Kerstin Milluks | Bundesministerium für Inneres (Deutschland)
Die CAF-Webinare und die Kooperation mit dem KDZ haben uns dabei sehr unterstützt, das Qualitätsnetzwerk der öffentlichen Verwaltung in Deutschland zu stärken.
Petra Holl
Amtsleiterin Petra Holl | Oberalm
Die Teilnahme an Seminaren des KDZ bedeutet für meine Mitarbeiter*innen und mich, gut vorbereitet auf die Herausforderungen der täglichen Arbeit zu sein.
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Mag. Thomas Wolfsberger | Finanzdirektor der Stadt St. Pölten
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